Der Umgang mit Armut ist ein Skandal!
Menschen brauchen Spielraum für Gestaltung und eigene Entscheidungen, um sich selber helfen zu können. Menschen, die über längere Zeit oder immer wieder damit beschäftigt sind, mit dem allernötigsten an Mitteln zurecht zu kommen und ihre Kinder zu versorgen, können keine Perspektiven entwickeln und laufen Gefahr die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu verlieren. Ohne Hoffnung und ohne Überzeugung, dass das eigene Handeln eine positive Wirkung entfalten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit des Verbleibs in der Armut und in der Sozialhilfe.
Menschen brauchen echte Perspektiven und nicht nur die Aussicht auf den nächsten prekären Working-Poor Job für ein paar Wochen. Die billigste und schnellste Lösung von Arbeitsintegration in prekäre Arbeitsverhältnisse im ersten Arbeitsmarkt oder Programme im zweiten Arbeitsmarkt sind häufig zu wenig nachhaltig und bergen die grosse Gefahr von wiederkehrender Exklusion aus dem Arbeitsmarkt und einem Teufelskreis von prekären Arbeitsverhältnissen und Sozialhilfe.
Zum Aufbau echter Perspektiven für Menschen in Armut braucht es:
- Verbesserungen in der Sozialhilfe
- Arbeit dank Bildung
- Eine polyvalente Sozialberatung in der Stadt St.Gallen
Verbesserungen in der Sozialhilfe
Es braucht eine Sozialhilfe, welche es ermöglicht die biologischen, psychischen und sozialen Bedürfnisse, welche wir Menschen alle haben, zu decken.
Konkrete Massnahmen dazu sind:
- Die Übernahme der Mietkaution für eine Wohnung und der Wohnnebenkosten durch die Sozialhilfe. Aktuell müssen sich die Betroffenen diese Kosten vom Essen absparen.
- Die Übernahme von Kosten für Freizeit/Hobby und soziale Integration von Erwachsenen und besonders auch von Kindern. Die aktuellen Ansätze in der Sozialhilfe erlauben es Betroffenen kaum ihre sozialen Beziehungen zu pflegen (bspw. eine Familie zum Znacht einladen, ein Geburtstagsgeschenk überreichen, einen Ausflug zu machen, Musikstunden oder einen Sportklub zu besuchen).
Arbeit dank Bildung
Eine Sozialhilfe, welche auf das Prinzip «Arbeit dank Bildung» setzt, wie es die SKOS (Schweiz. Konferenz für Sozialhilfe) zusammen mit SVEB (Schweiz. Verband für Weiterbildung) entwickelt haben.
Die Förderung von Menschen in der Sozialhilfe basiert dabei auf einem dreistufigen Modell der Qualifizierung:
- Erwerb von Grund-, Schlüssel- und Alltagskompetenzen;
- Erwerb von beruflichen Qualifikationen unterhalb der Schwelle der beruflichen Grundbildung;
- Absolvieren einer beruflichen Grundbildung
Polyvalente Sozialberatung in der Stadt St.Gallen
Anders als die umliegenden Gemeinden verfügt die Stadt St.Gallen bis heute über keine polyvalente Sozialberatung. Eine solche Beratungsstelle wäre dringend nötig um Einzelpersonen und Familien mit Unterstützungsbedarf in mehreren Bereichen, vor allem auch in der Bewältigung alltäglicher Probleme zu begleiten. Besonders armutsbetroffene Personen finden in der Stadt St.Gallen kein ausreichendes und adäquates Beratungsangebot. Wichtige und dringende Aufgabenbereiche einer solchen Sozialberatung in der Stadt St.Gallen wären:
- Beratung nach der Ablöse aus der Sozialhilfe
- Begleitung von Care Leavern (junge Menschen, die mit 18 aus einem Heim oder einer Pflegefamilie entlassen werden und auf sich alleine gestellt sind)
- Wohnbegleitung und aufsuchende Beratung für Menschen in prekären Wohnsituationen zum Aufbau von Kompetenzen der Alltagsgestaltung und selbständigen Wohnfähigkeit
- Beratung von Personen, welche die Krankenkassenprämien nicht mehr bezahlen können und einem Leistungsstopp der Krankenkasse unterliegen
Investitionen in die Sozialhilfe und in die Sozialberatung sind Investitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft, in die Zukunft und Chancengleichheit von Kindern, die in armen Haushalten aufwachsen. Es sind Investitionen in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und gegen das weitere Öffnen der Schere zwischen Arm und Reich.
Deshalb fordert die PFG:
- Arbeit dank Bildung
- Polyvalente Sozialberatung
- Verbesserungen in der Sozialhilfe
Eine polyvalente Sozialberatung ist eine Beratungsstelle, welche sich nicht auf ein Thema spezialisiert, sondern Personen mit unterschiedlichsten Problemen und Fragestellungen Beratung bietet. Deshalb besteht eine generelle Zuständigkeit der polyvalenten Sozialberatung für Anliegen von Hilfesuchenden, welche nicht ein spezifisches Angebot einer spezialisierten Beratungsstelle in Anspruch nehmen können.